Mila brütete Tage und Nächte über den Unterlagen, vergrub sich in den Unglaublichkeiten.
Sie konnte kaum fassen was sie entdeckt hatte, trug einige Finger das dunkle Geheimnis mit sich herum.
Das Haus verliess sie erst, als sie zu einer Gefährtschaftsfeier eingeladen war, gleich zwei Paare wollten sich zusammen tun, den Wein der Liebe trinken und die Verträge unterzeichnen.
Schweigsam nahm sie an der Zeremonie teil, völlig in sich gekehrt und anfänglich regungslos verfolgte sie die Worte des Administators, die er an die Paare richtete.
Doch einige Sätze wirkten tiefer, ungewollt trafen sie wie Pfeilspitzen in die dünnhäutig gewordene Heilerin. Zu wenig Schlaf und die Strapazen der letzten Tage liessen ihre Vergangenheit wieder hochkochen, verwaschene Bilder vor ihrem inneren Auge aufkommen: Die Horde Nordmänner die das Dorf überrannte..die über sie hergefallen war..einer nach dem anderen, bis sie aufgehört hatte zu zählen. Wie sie im eigenen Blut lag, unfähig zu handeln. Wie man sie fand, verarztete.. das es ihr seit dem versagt war selbst Kinder zu bekommen..die angedachte Gefährtschaftsfeier, die nie stattgefunden hatte, da der Mann den sie liebte sie nicht mehr wollte..konnte sie ihm doch keine Nachkommen gebären.
Sie floh, verliess blind vor Tränen die Zeremonie, hastete zurück zum Haus. Wollte sich vergraben, die Bilder ersticken, sich der aufkommenden Trauer und dem Selbsthass hingeben, wollte sich vor der Welt verbergen.
Doch ein Priester des Tempels bemerkte sie, folgte ihr und fing sie vor dem Haus ab. Er hinterfragte ihr frühes Aufbrechen, doch sie schwieg. Zu gross waren Schmach und Scham über all das was ihr zugestossen war, als das sie es einem Fremden anvertraut hätte.
Aber sie nutzte die Möglichkeit, befreite sich von einer anderen Last und erzählte ihm von den Unterlagen, von den Forschungen Sejanus: Das er die Göttlichkeit der Priesterkönige in Frage stellte, Wissende seziert hatte, gar einen Priesterkönig öffnen und erforschen wollte.
Der heilige Mann war geschockt über ihre Informationen. Sie händigte ihm die belastenden Unterlagen aus, übergab sämtliche Schriftstücke, Notizen und Geheimniskrämereien. Er versprach sie ebenfalls zu untersuchen, sie versichte ihm, sich mit dieser Ungeheuerlichkeit an den Administator zu wenden.
Einen Finger hatte sie schliesslich verstreichen lassen. Die Nacht war erlösend traumlos, sie schlief tief, ihre Tränen versiegten und sie gewann wieder mehr Kraft. Entschlossen trat sie am darauf folgenden Morgen den Weg zum Administator an, teilte nun auch mit ihm ihre Entdeckung, unterrichtete ihn über die Schriftstücke, die Forschungen des Heilers Sejanus und versetzte ihn damit in Aufregung.
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